Fleisch ist in aller Munde – im wahrsten Sinne des Wortes
Leider machen sich aber viel zu wenige der Verbraucher bewusste Gedanken darüber, was der Konsum von Fleisch – und tierischen Produkten im Allgemeinen – für Konsequenzen mit sich trägt.
Das Tierwohl, oder eher die Problematik rund um Tierhaltung und „Weiterverarbeitung“, ist in den Köpfen vieler Menschen angekommen. Aber um die Auswirkungen auf die Umwelt, und damit auf
unser aller Leben, Gesundheit und Zukunft, macht sich leider kaum jemand Gedanken. An dieser Stelle möchten wir dir ein paar Fakten mit auf den Weg geben, die dich inspirieren sollen,
deinen Konsum von Fleisch und tierischen Lebensmitteln im Allgemeinen auf den Prüfstand zu stellen.
GESUNDHEIT
Das erste Argument gegen Fleischkonsum, zumindest in diesem hohen Ausmaß, wie ihn die meisten von uns zelebrieren - deine eigene Gesundheit. Es ist nicht unbekannt, dass der häufige
Konsum von Fleisch zu Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten führt. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt deutlich zu. Der Zusammenhang von beispielsweise Diabetes Typ 2,
sowie verschiedene Krebsarten, und dem Konsum von Fleisch ist wissenschaftlich erwiesen. Gicht, Arthrose oder Darmkrankheiten im Allgemeinen sind nur ein paar weitere Beispiele dafür,
welche Krankheitsbilder wir durch den Konsum von Fleisch befeuern. Aber dieser kleine Auszug enthält „nur“ Auswirkungen, die uns persönlich betreffen. Leider sind das längst nicht
alle. Was haben das Coronavirus, die Schweinegrippe, die Vogelgrippe, SARS, AIDS und Ebola gemeinsam? Sie sind alle entweder durch Massentierhaltung oder Wildtiermärkte, auf denen Fleisch
von exotischen Wildtieren gegessen wird, auf den Menschen übergesprungen. Die dadurch verursachten Pandemien hatten und haben fürchterliche Konsequenzen für die Gesundheit der
Weltbevölkerung, aber auch für die Wirtschaft und unser soziales Miteinander. „Aber Fleisch ist doch lebenswichtig“. Nein. Es ist zwar richtig, Fleisch ist zunächst einmal ein guter
Lieferant für biologisch hochwertige Nährstoffe. Es enthält Eiweiß (Protein), Eisen, Zink, Selen sowie Vitamine der B-Gruppe wie Vitamin B1, insbesondere in Schweinefleisch, Vitamin B6
und Vitamin B12 und ist somit ein wertvolles Lebensmittel.
Allerdings weist die Verbraucherzentrale auf Folgendes hin: „Für eine gesunde Ernährung ist es nicht nötig, Fleisch zu essen, da alle darin enthaltenen Nährstoffe auch in anderen
Lebensmitteln vorkommen“. Es ist also deine freie Entscheidung, ob Du für den (übermäßigen) Verzehr mit deiner Gesundheit, der von anderen, oder sogar viel weitreichenderen
Gefahren spielst
MASSENTIERHALTUNG
Schweine mit abgeschnittenen Schwänzen, Hühner mit gekürzten Schnäbeln, Ställe ohne Tageslicht, frische Luft und Einstreu und quälend lange Fahrten zum Schlachthof: Das ist nur ein
kleiner Auszug der täglichen Realität in der Massentierhaltung. Der Realität, der meisten von rund 2 Millionen Tieren, die täglich allein in Deutschland geschlachtet werden. Keine schöne
Realität für die Tiere! Aber was für Auswirkungen hat diese Realität auf unser Leben? Hier ein paar Beispiele.
RESOURCENVERBRAUCH
Wasser. Der Wasserverbrauch für Fleisch und andere tierische Produkte ist unglaublich hoch. Im globalen Durchschnitt wird für 1kg Rindfleisch 15.415 Liter Wasser
verbraucht. Für die Herstellung eines Kilos Hühnerfleisch braucht man rund 5.000 Liter Wasser. Für ein Kilo Kartoffeln reichen schon rund 100 Liter. Natürlich trinkt das Tier im Leben
nicht so viel. Aber es frisst Getreide, braucht Heu und Stroh. Der Anbau funktioniert nicht ohne Wasser und auch für die Stallreinigung braucht man ein wenig davon. Virtuelles Wasser
nennen Fachleute diese Größen. Pflanzliche Produkte schneiden allgemein im Vergleich zu Fleisch deutlich besser ab. Das Problem beim Verzehr von Fleisch ist natürlich auch die Menge, in
denen es produziert wird. Wenn Du also einen hohen Fleischkonsum hast, trägst Du dadurch automatisch zu einem hohen Wasserverbrauch bei. Noch hinzukommt die Verschmutzung und Verseuchung
von Gewässern durch die übermäßigen Ausscheidungen der Tiere und dem Einsatz von Giftstoffen und Pestiziden beim Futteranbau.
Wasser wird immer mehr zum kostbarsten Gut unserer Erde. Es benötigt fast 50% des Wassers der Industrieländer, um die Aufzucht von Tieren zu ermöglichen. Ein teures und gefährliches
Spiel.
Landwirtschaftliche Flächen. Ein Viertel des Ackers würden reichen – wenn wir auf tierische Produkte verzichten würden. In Deutschland liegt ein durchschnittlicher
ernährungsbedingter Pro-Kopf-Flächenfußabdruck von 2.022 Quadratmetern pro Jahr vor. 180 Quadratmeter davon entfallen auf Grünland und 1.842 Quadratmeter auf Ackerland. 54,4 Prozent des
durchschnittlichen Flächenbedarfs pro Kopf entfallen auf Fleisch- und Wurst, 20 Prozent auf Milch, Käse, Eier und sonstige Molkereierzeugnisse. 0,2 Prozent des Flächenbedarfs gelten der
Erzeugung von Fischfutter für die Fischzucht – und 24,4 Prozent sind für pflanzliche Lebensmittel von Nöten.
Schon heute werden 30 Prozent der globalen Ackerfläche nur für die Produktion von Futtermitteln, wie Soja, Weizen oder Mais, bewirtschaftet. Soja wird weltweit auf einer Ackerfläche von
2,84 Millionen Hektar angebaut. 2,73 Millionen Hektar (ca. 96 Prozent) werden davon für die Erzeugung tierischer Lebensmittel – und nur 0,11 Millionen Hektar (ca. 4 Prozent) für die
Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel – bewirtschaftet. 83 Prozent der insgesamt für unsere Ernährung benötigten Fläche werden für die Produktion von Fleisch, Wurst, Milch oder Eiern und
anderen tierischen Lebensmitteln genutzt. Erosion, Versalzung, Verschmutzung und Versiegelung reduzieren die verfügbaren, landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Bereits heute sind 52
Prozent unserer globalen Ackerfläche zerstört oder gefährdet. Für nach Deutschland importierte Ernährungsgüter werden im Ausland etwa 18,2 Millionen Hektar Landfläche belegt. Dieser Wert
stieg allein vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2010 um 38 Prozent an. Das sind nur einige Fakten, die uns zeigen, dass wir mit aberwitzigem Tempo direkt auf die Wand zusteuern, wenn wir
weiterhin unsere Ernährung in diesem Ausmaß über den „Umweg“ Tier gestalten.
SOZIALE UND GLOBALE ASPEKTE
Artenvielfalt. Dieser Beweggrund ist jetzt nicht nur auf die Tierzucht zurückzuführen, sondern generell auf die industrielle Landwirtschaft. Bezogen auf die Tierhaltung
werden hauptsächlich hochproduktive Rassen gezüchtet und gehalten. Etliche regionale Tierarten sterben aus oder sind zumindest davon bedroht. Das gleiche gilt für den Anbau von
Futtermitteln, die nur durch Monokulturen in der Größenordnung zu erwirtschaften sind. Weniger Felder und Acker bedeuten mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Aufgrund des exorbitanten
Fleischkonsums ist der Lebensraum – und damit auch die biologische Vielfalt – bisher immer mehr zurückgegangen. Die Entscheidung für die vegane Lebensweise hilft also, das Artensterben zu
stoppen.
Klimaschutz. 18 Prozent der Treibhausgase weltweit werden von der Fleischindustrie verursacht. Das ist mehr als alle Autos, Flugzeuge und Schiffe zusammen. Dazu kommt,
dass das von Rindern erzeugte Methan die Erdatmosphäre 20-mal schneller als Kohlendioxid erwärmt. Ein Verzicht auf tierische Lebensmittel würde auch die (illegale) Abholzung der
Regenwälder für Tierfutteranbau- und Weideflächen ausbremsen. Die Aufforstung von wieder frei gewordener Landflächen bindet wiederum mehr CO2. Wenn die Massentierhaltung rückläufig ist,
ist zeitgleich auch der Emissionsausstoß geringer. Dieser Klimaschutz im Alltag sorgt zudem auch dafür, dass weniger landwirtschaftliche Flächen – beispielsweise aufgrund der
Wüstenbildung – verloren gehen.
Welthunger und Landgrabbing. Geschätzt könnten wir etwa 3,5 Milliarden Menschen mehr ernähren, wenn wir die Nutztiernahrung selbst verzehren würden. Dementsprechend
tragen der direkte Verzehr und die gewonnen Flächen dazu bei, den Welthunger endlich zu beenden. Zur Erzeugung von Fleisch und anderen tierische Lebensmitteln besteht eine große
Flächenkonkurrenz in Ländern wie beispielsweise Brasilien. Ausländische Konzerne kaufen in solchen Entwicklungsländern große Landflächen auf. Einerseits um die Tiere dort zu halten, aber
auch um dort Produkte für den Export (z.B. Sojaschrot als Tierfutter) anzubauen. Und das geht oft mit großem Leid einher. Mafiöse Strukturen vertreiben mit radikalen Methoden indigene
Bevölkerungen oder bisherige Landeigentümer. Sogar die Ermordung von Landbesitzern oder Aktivisten und Journalisten, die über diese Problematik berichten, sind mittlerweile traurige
Normalität.
Fleischkonsum hat also noch viel größere Folgen, als Du vielleicht angenommen hast.
Du willst aber nicht ganz auf den Verzehr von Fleisch oder tierischen Produkten verzichten? Dann berücksichtige doch bitte ein paar Dinge. Der Fleischverzehr in moderaten Mengen und von
Tieren, die ein artgerechtes Leben führen durften, ist für Menschen mit einer relativ guten Gesundheit durchaus in Ordnung. Moderat bedeutet laut Deutsche Gesellschaft für Ernährung 300
bis maximal 600 Gramm pro Woche. Aber kaufe bitte ausschließlich Biofleisch. In der ökologischen Landwirtschaft sind die Anforderungen an die Haltung höher als in der konventionellen
Tierhaltung. Zudem ist Bio-Fleisch besser für das Klima, für unser Trinkwasser und die Artenvielfalt. Achte auf regionale Bezugsquellen. Du fragst dich warum?
Hausschweine zum Beispiel haben einen großen Bewegungsdrang, sind sehr reinlich und unglaublich neugierig. In der Bio-Landwirtschaft wird versucht, den Tieren dieses natürliche Verhalten
zu ermöglichen. Die Schweine bekommen Stroh als Spielzeug, zum Nestbau und zum Wühlen. Liege- und Kotplätze sind voneinander getrennt. Bioschweinen steht ein Auslauf im Freien zur
Verfügung, wo sie Regen, Sonne, Wind und Gerüche erleben können – im Gegensatz zur konventionellen Haltung, in der die Tiere ihr Leben lang niemals das Tageslicht sehen. Schweine, die
sich draußen aufhalten können, haben in der Regel ein stärkeres Immunsystem als Tiere, die nur in Ställen leben, und brauchen weniger oder keine Antibiotika. In der ökologischen
Tierhaltung ist es verboten, Eingriffe und Medikamentengabe prophylaktisch und systematisch durchzuführen.
Oder Bio-Legehennen. Diese haben in ihren Ställen Sandbademöglichkeiten und erhöhte Sitzstangen. Sie können voreinander fliehen – auch nach oben. Das Fluchtverhalten in die Höhe kommt von
dem Instinkt, in Bäumen vor Feinden Schutz zu suchen. Sobald ein Huhn nach oben ausweichen kann, wird es nicht weiterverfolgt und es kehrt wieder Ruhe im Stall ein. Weniger Stress - gut
für das Tier. Können die Hühner regelmäßig im Sand oder Staub baden, speichern ihre Federn Wärme besser und werden nicht brüchig. Außerdem beugt das Sandbad Parasitenbefall vor – das
bedeutet weniger oder keine Medikamente.
Wer nur so viele Tiere hält, wie er vom eigenen Hof ernähren kann, braucht keine Sorge vor zu viel Mist zu haben. Deshalb gibt es die flächengebundene Tierhaltung: Auf einem Biohof müssen
mindestens 20 Prozent des Futters vom eigenen Betrieb oder aus regionalen Betriebskooperationen stammen. Bei Bio-Verbänden wie Bioland und Demeter ist es sogar mindestens die
Hälfte. Werden zu viele Tiere pro Fläche gehalten, kann der Boden ihre Ausscheidungen und die darin gebundenen Nährstoffe nicht aufnehmen. Sie versickern ins Grundwasser oder
verdunsten in die Atmosphäre. Legt man zwei Deutschlandkarten übereinander, in denen die Anzahl der Tiere und die Belastung von Grundwassermessstellen eingezeichnet sind, lässt sich ein
eindeutiger Zusammenhang ablesen: zu viele Tiere auf zu wenig Fläche bedeutet belastete Messstellen.
Aber denke doch mal grundsätzlich darüber nach, auf den einfachsten Nenner heruntergebrochen: Was soll dir der Verzehr eines Tieres, dass unter widrigsten Umständen lebte und nur durch
massive Medikamentenvergabe das Schlachtalter überhaupt erreicht hat, für deine Gesundheit, oder gar „Genuss“, bringen? Richtig. Nichts! Wir hoffen, mit diesem Beitrag vor allem jenen
Menschen, die definitiv zu viel Fleisch zu sich nehmen, ein paar überzeugende Argumente geliefert zu haben, um ihr Essverhalten doch noch einmal zu überdenken. Denn auch beim
Fleischverzehr wird die Aussage "weniger ist mehr" wieder anschaulich bestätigt.
Lesenswert:
www.careelite.de
Sehenswert:
www.cowspiracy.com